Platz für neues

Der erste Schritt zu guten Fotos, davon bin ich überzeugt, liegt darin, die Realität als solche neutral und ohne jede Wertung erfassen und wahrzunehmen zu können. Das Ziel ist, alles wahrzunehmen und von allem grade das einzufangen, das den Moment am besten abbildet.

Da ist es der regennasse Tisch mit abgestellten Getränken, der nun wieder im Licht der Abendsonne glänzt und gleichzeitig vom grade durchgezogenen Regenschauer, wie vom nun wieder schönen Wetter erzählt. Oder die einzelne Kamillenblüte, die zwischen den festlichen Schuhen der Gäste ihren Platz behauptet. Oder der konzentrierte Blick der Trauzeugin beim Richten des Haarschmucks der Braut.

Solche Anblicke können später als Brücken zum Geruch nach dem Regen dienen, zum Gefühl, mit den glatten Sohlen kaum über das nasse Gras gehen zu können, zu dem Windstoß auf der Fahrt zum Standesamt im Cabrio, der die Haare derangiert hat.

Daher versuche ich mich auf das Nicht-Konzentrieren zu konzentrieren, wenn ich fotografiere, versuche ich alle Sinne zu weiten, um den verträumten Blick des kleinen Mädchens einzufangen, das durch die Reihen die Braut beobachtet, oder den des Jungen im Anblick eines leckeren Stücks Kuchen.

Ein weiser Mann hat einst gesagt, wenn du Tee in eine Tasse füllen willst, musst du zuerst die Tasse leeren. Ich finde, das trifft es sehr gut.